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Das Knabstrupperpferd

Die Knabstrupper sind eine Farbvariante der einst weltberühmten dänischen Frederiksborger.

Der Name „Knabstrupper“ leitet sich von der dänischen Stadt Knabstrup ab, einer kleinen Eisenbahnstadt mit 1.053 Einwohnern an der Eisenbahnstrecke zwischen Kalundborg und Holbæk in der Gemeinde Holbæk, Region Seeland in Dänemark. Das ehemalige hochherrschaftliche Gut Knabstrup, wo die Pferderasse ihren Ursprung nahm, liegt zwei Kilometer südöstlich der Stadt

Es existieren zwei Zuchtrichtungen: der barocke und der moderne Typ. Der moderne Typ entspricht dem Zuchtziel eines modernen Sportpferdes und entsteht durch Einkreuzung beliebigen Fremdblutes. Der barocke Typ ist kräftiger gebaut und besitzt meist einen leicht ramsnasigen Kopf sowie einen kräftigen Hals und eine muskulöse Hinterhand.

Original Knabstrupper

Nur ein im barocken Typ stehender Knabstrupper, der in der 3. Generation ohne Einkreuzung von Fremdblut gezüchtet wurde (Reinzucht), darf sich Original Knabstrupper nennen. Tiere, die mit PREs, Lusitanos oder anderen ausgewählten spanischen Rassen gekreuzt wurden, werden in besonderen Ausnahmen in das barocke Zuchtregister aufgenommen.

Beschreibung

  • Kopf elegant, trocken, mit leicht konvexem oder geradem Profil (Ramskopf)
  • Hals geschwungen, kräftig, hoch aufgesetzt
  • Schultern lang und schräg
  • Brust lang und tief
  • Widerrist ausgeprägt
  • Rücken ist kurz
  • Rumpf mittelgroß, kompakt und muskulös
  • Kruppe muskulös und leicht abfallend
  • Schweifansatz tief und üppig
  • Gliedmaßen lang und robust, lange Unterarme, kurze Röhrenknochen
  • Hufe substanzreich, hart und widerstandsfähig
  • Bewegungen flüssig und raumgreifend

Farbe

Knabstrupper kennzeichnen sich vor allem durch die Tigerscheckenfärbung, wobei man zwischen fünf Grundvarianten unterscheidet. Das Weiß der Tigerschecken basiert auf den komplizierten genetischen Kombinationen der LP-Mutation und der PatN-Mutation.

  1. Der Volltiger
    Der „Leopard“ oder „Volltiger“ weist am ganzen Körper dunkle Punkte auf weißen Fell aus. Dabei ist die Genetik tatsächlich umgekehrt: Über dem dunklen Pferd liegt ein weißer „Mantel“ mit mehr oder weniger Löchern, deren Zahl und Größe sehr variieren können. Nehmen wir an, die Grundfarbe eines solchen Pferdes wäre braun, viermal schwarz gestiefelt. Dann wären über den ganzen Körper braune Flecken verteilt, während die Flecken an den Beinen schwarz wären und auch schwarze Streifen in Mähne und Schweif vorhanden sein könnten.
  2. Der Weißgeborene
    Bei einigen Tieren sind die Gene, die den „weißen Mantel“ vererben, so stark, dass der Mantel keine Löcher (= Flecken) hat. Das Pferd ist dann ganz weiß und wird – im Gegensatz zum Schimmel – auch bereits weiß geboren. Sie vererben dominant die Tigerscheckung, zeugen also mit einer einfarbigen Stute zuverlässig gepunktete Fohlen.
    der Schabracktiger
  3. Ist die Erbmasse weniger stark, so ist der „weiße Mantel“ nicht vollständig und liegt dann oft nur über der Kruppe, während der vordere Teil des Pferdes einfarbig ist. Die „weiße Decke“ über der Kruppe kann wie beim Volltiger durchlöchert sein oder lückenlos wie beim Weißgeborenen.
  4. Der Schneeflockentiger
    Es kommen Pferde vor, bei denen nur Fragmente des Mantels übriggeblieben sind. Diese verteilen sich über den Körper als weiße Flecken auf der Grundfarbe.
  5. Der Einfarbige
    Es können auch Tiere ohne jegliche Spur eines Mantels vorkommen. Diese können die Tigerscheckengenetik rezessiv in sich tragen.

Zuchtgeschichte

Die konsequente Zucht von Tigerschecken in Dänemark begann 1536 mit der Gründung des königlichen Gestüts Frederiksborg. Nachdem viele kirchliche Gestüte durch die Reformation in den Besitz des Königs gefallen waren, gelangen Pferde, die entweder direkt aus Spanien importiert wurden oder spanischen Blutlinien entstammten in königlichen Besitz. Diese Pferde entsprachen den damaligen Anforderungen an ein Kriegspferd am besten, da sie durch eine Ausbildung bis zur Hohen Schule im Nahkampf am tauglichsten waren.

In ganz Europa entstanden zu dieser Zeit Reitakademien, an denen die Fürsten und Adligen sich und ihre Pferde in der Hohen Schule der Reitkunst und der Nahkampfreiterei ausbilden ließen. Entsprechend erblühten auch die Gestüte zur Zucht der bestgeeigneten Pferde. Frederiksborg wurde zu einer der führenden Zuchten in Europa und stellte Stammväter anderer bekannter Zuchten, wie z. B. Lipizza, Cordoba, Oldenburg und Hannover.

Frederiksborger hatten zu jener Zeit alle möglichen Farben. Speziell die Tigerschecken erlebten ihren Höhepunkt im Zeitalter des Barock, da sie dazu geeignet waren, die Lebenslust und Farbenfreude der barocken Fürsten darzustellen. Trotz aller Zuchtbemühungen in ganz Europa aber blieben die Tigerschecken eine kostbare Seltenheit, da die Gestütesmeister in Unkentnis genetischer Zusammenhänge Weißgeborene mit Schimmeln, Plattenschecken oder Cremegenträgern verwechselten und verkreuzten. Durch das entstehende genetische Chaos scheiterten die meisten Zuchtversuche. In Dänemark aber gelang es, einen Tigerscheckenstamm zu schaffen, der durch Reinzucht bald weißgeboren wurde (siehe Farberklärung). Pferde aus diesem Stamm gehörten zu den begehrtesten in Europa. Sie wurden nicht nur vor die goldenen Kutschen gespannt, sondern waren auch häufig die Lieblingsreitpferde der Könige und Kaiser und trugen diese zu ihren Krönungen.

Den Todesstoß erhielten die barocken Pferderassen und damit auch die Frederiksborger durch Napoleon, der einfache Bürger und Bauern als Soldaten rekrutierte. Die geringen Reitkenntnisse dieser Soldaten verlangten nach Massen von geradeauslaufenden, einfarbigen Pferden. Den Kampf von Mann zu Mann gab es nicht mehr und die Reitkunst der Hohen Schule wurde zu einem Freizeitvergnügen für Fürsten und Gentlemen.

Neben dem großen königlichen Gestüt Frederiksborg gab es aber auch private Züchter, die Tiere aus dem königlichen Gestüt aufkauften. 1798 gelangten einige Stuten von Frederiksborg in den Besitz von Major Villars Lunn, den Inhaber des Gutes Knabstrup nahe der gleichnamigen Stadt Knabstrup. Sein Sohn W. Lunn schreibt 1855 über diesen Mann, welcher der Gründer der Knabstrupperzucht wurde: „Mein Vater war kein Erneuerer, sondern ein Bewahrer des alten Typs und versuchte immer, solche Stuten zu kaufen, die in seinen Stamm hineinpassten.“ In diesem Sinne kaufte Villars Lunn auch bei einem Pferdehändler und Schlachter namens Flaebe eine getigerte spanische Stute, die als „Flaebestute“ in die Geschichte einging. Die Stute war ihm durch ihre besondere Leistungsfähigkeit aufgefallen. 1813 bekam die Stute von dem spanisch gezogenen Lövenborger Hengst „Baeveren“ ein Fohlen, den „Flaebehengst“, durch den in Dänemark wieder Tigerschecken in größerer Anzahl gezeugt wurden.

An einem Sommerabend 1891 schlug während eines Unwetters der Blitz auf Gut Knabstrup ein und alle 22 Zuchttiere starben in den Flammen. Damit erlosch die Tigerscheckenzucht auf Gut Knabstrup. Die damals fast 100-jährige Zuchtgeschichte des Gutes hatte aber solche Spuren hinterlassen, dass 1952 vom Landgerichtsanwalt Ledager mit wenigen Nachkommen wieder ein Knabstruppergestüt gegründet werden konnte.

Aber erst 1972 wurde in Dänemark ein Verband für die Knabstrupperzucht gegründet. Die Rasse besteht nur noch aus wenigen hundert Zuchttieren, in denen sich die genetischen Überreste der getigerten Pferde aus Dänemark erhalten haben. In Dänemark versucht man heute auf dieser Basis ein Reitpferd zu züchten, das den Anforderungen an ein modernes Sportpferd gerecht werden soll.

Die meisten der alten Blutlinien wurden aufgelöst oder verkauft, vorwiegend nach Deutschland. Hier hat sich vor allem die Familie Heinz Hackmann mit dem Gestüt „aus der Schützenden Hand“ einen herausragenden Namen als Bewahrer des Original Knabstruppers gemacht. In Werpeloh bei Sögel züchten sie auf ausgedehnten Ländereien seit den 1980erjahren und setzen sich für den Erhalt des dänischen Kulturerbes ein.

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