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Das Pferd der Habsburger Monarchie

Der "Lipizzaner" hat seinen Namen vom slovenischen Gestüt Lipica, einer der ursprünglichen Zuchtstätten der ehemaligen Habsburgermonarchie.

Der Name taucht erstmals 1786 auf, zuvor nannte man die Pferde dieser Region „Karster“. Berühmtheit erlangte die Rasse vor allem durch ihren Einsatz an der Spanischen Hofreitschule in Wien. Der Lipizzaner ist ein spätreifes Pferd mit einem lebhaften Temperament. Er ist überdurchschnittlich langlebig und bis ins hohe Alter zur Zucht und zur Arbeit unter dem Sattel geeignet.

Beschreibung

Der Typ des Lipizzaners hat sich gut 300 Jahre lang nicht wesentlich verändert. Er wirkt elegant, mittelgroß und kompakt; kurz gesagt athletisch.

  • Kopf elegant, trocken, mit leicht konvexem oder geradem Profil (Ramskopf)
  • Hals hoch aufgesetzt
  • Schultern lang und schräg
  • Brust lang und tief
  • Widerrist ausgeprägt
  • Rücken mittellang und kräftig
  • Rumpf mittelgroß, kompakt und muskulös
  • Kruppe stark, muskulös
  • Langhaar ausgeprägt und feinhaarig
  • Gliedmaßen schräge Fesseln
  • Hufe substanzreich, hart und widerstandsfähig
  • Bewegungen graziös und federnd, hohe Knieaktion
  • Farbe meist Schimmel, seltener Braune, Rappen, Füchse

Zuchtgeschichte

Seit langem ist der Lipizzaner mit den Schimmeln der Spanischen Hofreitschule in Wien assoziiert. Früher wurden sie für den kaiserlichen Hof gezüchtet – für Karussells, als Reit- und Paradepferde und als Kutschpferde. Ursprünglich gab es bei den Lipizzanern auch alle anderen Farben bis hin zu Perlinen, Mohrenköpfen, Platten- und Tigerschecken. Die Gemälde des Hoftiermalers Johann Georg Hamilton zeugen von dieser Farbenvielfalt.

Der Name Lipizzaner stammt von dessen Stammgestüt Lipiça in Slowenien. Lipiça liegt in der Nähe von Triest, der italienische Name der Ortschaft lautet Lipizza.

Im Jahre 1580 wurde mit Pferden der iberischen Halbinsel das Gestüt Lipiça und die Rasse der „Spanischen Karster“ begründet. Der raue, karge, gebirgige Karst, in dem Lipica liegt, hat bei den Lipizzanern Langlebigkeit, Gesundheit, starke Knochen, harte Hufe, Zähigkeit und Widerstandsfähigkeit bewirkt.

Der Lipizzaner enthält genetische Anteile von iberischen, dänischen und neapolitanischen/italienischen Pferden unterschiedlichster Herkunft. So gelangte 1717 sogar ein Pferd aus Bückeburger Zucht mit Namen „Lipp“ nach Lipiça.

Vom 19. bis ins beginnende 20. Jahrhundert wurden schließlich – auch dabei wieder aktuellen Trends der Pferdezucht folgend – Araber in die Zucht eingeführt. Insgesamt sind zwischen 1770 und 1925 42 Araber belegbar.

In Summe stellen wohl 457 Gründertiere die Basis der Lipizzanerzucht.

1915 wurden in den Weltkriegswirren alle Lipizzaner aus Lipizza evakuiert und die Herde wurde aufgeteilt. Ein Teil kehrte nach Lipizza zurück, der andere gelangte ins slowakische Gestüt in Topoľčianky.

Auch gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Lipizza von der deutschen Wehrmacht nach Hostau (Hostouň) in die Sudeten evakuiert. Bei Abzug der Wehrmacht wurde die Herde in einer spektakulären und legendär gewordenen Aktion unter der Initiative von Oberst Reed, dem Leiter des Nachrichtendienstes der amerikanischen Kavallerie, und dem Panzer-General Patton, einem Pferdeliebhaber, und entgegen den ausdrücklichen Anweisungen des amerikanischen Oberkommandos, in einer schnellen Militäraktion am 28. April 1945 abtransportiert und nach Schwarzenberg in Wien verbracht, das unter dem Kommando der Vereinten Nationen stand. Diese Aktion wurde durch den Film The miracle of the White Stallions von Walt Disney (1963) weltbekannt. Wegen der Bombengefahr wurden sie kurz danach erneut nach St. Martin in Oberösterreich in die amerikanische Besatzungszone evakuiert.

Nach dem Krieg wurden im November 1947 die Pferde aus Lipizza zwischen Italien und Österreich aufgeteilt. Das Gestüt Piber im Steirischen Köflach versorgt seit 1920 die Spanische Hofreitschule in Wien mit den bekannten Schulhengsten. Die Nachkommen der italienischen Pferde werden seit 1952 im Staatsgestüt in Monterotondo weitergezüchtet. Das Gestüt in Lipica 1947 bekam nur 11 Pferde zurückerstattet. Heute findet sich wieder eine bedeutende Zucht mit einer eigenen Reitschule, und seit 2002 ist das Gestüt Lipica als dasjenige Zuchtinstitut anerkannt, welches das ursprüngliche Lipizzanerzuchtbuch führt.

Im März 2016[16] nahm die UNESCO die am Gestüt in Piber gepflegte Tradition als Wissen um die Lipizzanerzucht in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich auf.

Stammväter

Im 18. und 19. Jahrhundert sind sechs Hengste nach Lipiça gebracht worden, die aufgrund ihrer Bedeutung für die Zucht der Lipizzaner zu Stammvätern gemacht worden sind.

  • PLUTO Frederiksborger, war weiß, aber vermutlich kein Schimmel, sondern ein weiß geborener Tigerschecke, rein spanisch gezogen, 1765, erworben 1771 auf einer Auktion zur Verkleinerung des Gestüts Fredericksborg. Der Stammbaum der Pluto-Linie endet keineswegs mit seinem Begründer 1765, sondern geht in den Stutbüchern von Frederiksborg bis auf den Hengst Mignon zurück. Mignon war vermutlich ein reiner Spanier und ein Geschenk des französischen an den dänischen König.
  • CONVERSANO neapolitanischer Rapphengst, rein spanisch gezogen, 1767; aus der Zucht des Hauses Acquaviva, einem im 10. Jh. aus Bayern nach Italien umgezogenen Adelsgeschlecht
  • MAESTOSO Kladruber, rein spanisch gezogen, 1773
  • FAVORY Falbe, Kladrub, rein spanisch gezogen, 1779
  • NEAPOLITANO brauner Neapolitaner, rein spanisch gezogen, 1790
  • SIGLAVY rein arabischer Schimmel, Syrien, 1810

Namensgebung

Traditionell bekommen Lipizzanerhengste bei der Geburt zwei Namen. Der erste bezeichnet die Stammlinie des Vaters, der zweite ist der Name der Mutter. Maestoso Austria = Vater: Maestoso Trompeta – Mutter: Austria. Bei den Stutfohlen geht man häufig mütterlicherseits zurück bis zur sechsten bis achten Generation und wählt aus diesen drei Generationen einen Namen. Deshalb gibt es für jede Stutenfamilie typische Namen, die immer wiederkehren.

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